Seit dem 25. September schaniegeln wieder zwei fleißige Exportgesellen für Fullwood Wohnblockhaus. Was das zu bedeuten hat? Die beiden zünftigen Zimmermannsgesellen Melf Görrissen (23 Jahre, aus Treia in Schleswig-Holstein) und Dominik Lüde (23 Jahre, aus Oberägeri im Kanton ZUG) machen während ihrer Wanderjahre Station bei uns, um gegen Lohn und Logis zu arbeiten, neue Erfahrungen zu sammeln, ihren Horizont zu erweitern und hoffentlich viel Spaß zu haben. Wir sind für die beiden der Krauter = Handwerksmeister, Arbeitgeber.

Treue, Offenheit und Abenteuerlust

Seit Sommer 2021 ist Dominik auf Wanderschaft, Melf sogar schon seit August 2020. Beide wissen noch nicht, wann sie ihre Walz beenden wollen, vorgeschrieben sind mindestens 3 Jahre und 1 Tag, aber man darf auch länger unterwegs sein. Getroffen haben sie sich vor eineinhalb Jahren in Norddeutschland, von wo sie dann gemeinsam mit anderen Kaméraden (= gute Kumpel, Grußform unter Gesellen) nach Norwegen aufbrachen und seitdem zu zweit wandern. Sogar in Australien waren Dominik und Melf zusammen schaffen und Thailand, Laos, Vietnam haben sie auch besucht, durften dort aber leider nicht tätig werden. Melf war außerdem schon in Namibia fleißig, bevor er Dominik traf, und beide arbeiteten bereits in etlichen europäischen Ländern. „Im ersten Wanderjahr darf man den deutschsprachigen Raum nicht verlassen.“, erzählt Dominik. Auf die Frage, ob es auch Abbrecher gäbe und was mit denen passiere, antwortet er: „Das gibt es nicht. Man hält durch. Schließlich hat man es versprochen!“. Ehrensache also. Merke: das Handwerkszeug jedes Jungreisenden und Exportgesellen ist neben Weltoffenheit und Abenteuerlust auch Pflichtbewusstsein und Durchhaltevermögen. „Der Durst ist immer größer, als das Heimweh.“, heißt es unter Wandergesellen.

Kleider machen Leute

Gewandert und gearbeitet wird in der traditionellen Kluft, die aus schwarzer Hose, schwarzer Weste, weißer Staude (Hemd), schwarzem Hut und Jackett besteht. Nicht zu vergessen die Ehrbarkeit: das ist ein schmaler Schlips, der verschiedene Farben haben kann. Dominik und Melf tragen ihn in schwarz. Sogar die Anzahl der Knöpfe an der Kleidung ist genau durchdacht und hat ihre Bedeutung. „An der Weste 8 Knöpfe für die Anzahl der Arbeitsstunden pro Tag. Am Jackett 6 Knöpfe für die Zahl der Arbeitstage pro Woche. An den Ärmeln der Staude je 3 Knöpfe pro Seite, einmal für die Zahl der Lehrjahre und einmal für die Zahl der Wanderjahre.“, zählt Melf auf. Wobei Dominik in der Schweiz die dort üblichen 4 Jahre lernen musste bis zur Freisprechung. Bedeutungsvoll ist auch der goldene Ohrring, der im linken Ohr getragen wird: ursprünglich diente er einem auf Wanderschaft verstorbenen Gesellen zur Finanzierung seiner Beerdigung.

 

(v.l.: Melf + Dominik)

Ende offen

Die „Vereinigung der rechtschaffenen fremden Zimmer- und Schieferdeckergesellen“ informiert und unterstützt alle Aspiranten, Jungreisende und Exportgesellen. Dort müssen sich auf Wanderschaft befindende angeben, wo sie gerade arbeiten. Dominiks verpflichtende Wanderzeit ist nächsten Sommer zu Ende, was er dann machen wird, lässt er auf sich zukommen - vielleicht weiterwandern. Melf hat seine Pflichtzeit bereits absolviert, denkt aber lange nicht ans Niederlassen. Zu groß ist noch der Freiheitsdrang, die Reiselust und die Neugier auf die Welt. Sich als sogenannte Einheimische (= ehemalige Wandergesellen) niederzulassen, hat Zeit.

Wie lange die beiden jungen Männer  bei Fullwood Wohnblockhaus arbeiten wollen, wissen sie noch nicht, aber „Mindestens bis zur legendären Weihnachtsfeier!“, lacht Melf. Bis dahin arbeiten sie sowohl am Standort WEST in Lohmar als auch am Standort SÜD in Wolpertshausen. Sie reisen auch mit auf Montage, demnächst zum Beispiel zu einem Hausaufbau in den Schwarzwald. Während ihrer Zeit in Lohmar dürfen sie im historischen Musterhaus wohnen.

Tradition verpflichtet: Wir freuen uns, dass wir ein Teil davon sind!